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Lindowsches Haus wird zum Besucherzentrum und Bürgerservice umgebaut

(ung) Werder. Als eines der ältesten Obstbauerngehöfte im Festlandbereich von Werder (Havel) wird das Lindowsche Haus nahe am Plantagenplatz derzeit zum neuen Besucherzentrum der Stadt umgebaut. Die Tourist Information und der Bürgerservice sollen dann darin ihren neuen Platz finden. Bürgermeisterin Manuela Saß sprach von einem denkwürdigen Tag für Werders Tourismus. „Das Lindowsche Haus bietet sich als zentraler Anlaufpunkt für unsere Gäste und auch für unsere Bürger hervorragend an“, bekräftigte auch Werders 1. Beigeordneter Christian Große, denn das touristische Interesse an Werder ist groß. Laut den am 1. März vorgelegten Zahlen des Landesamtes für Statistik rangiert die Blütenstadt auf Rang 10 der beliebtesten Reiseorte Brandenburgs – an der Spitze liegt Potsdam, gefolgt von Rheinsberg und Burg im Spreewald – und ist sogar das beliebteste Ziel in der Reiseregion Havelland. Mehr als 9.600 Gäste haben im vorigen Jahr Werders enge Tourist-Information auf der Insel besucht (Stichtag: 31.8.2017). Bei den Übernachtungen konnte die Stadt sogar einen Anstieg von acht Prozent im Vergleich zu 2016 erzielen – der Landesdurchschnitt liegt bei 1,6 Prozent. Knapp 277.000 Übernachtungen und 79.144 Gästeankünfte wurden 2017 gezählt. Die Aufenthaltsdauer lag bei 3,5 Tagen. Der Umbau des Lindowschen Haus zum Besucherzentrum und Bürgerservice wird diesen positiven Trend mit Sicherheit stärken. Am 1. März haben nun Beteiligte der Stadt, der Planungsgruppe, des Denkmalschutzes und des Werderschen Obst- und Gartenbauvereines bei arktischen Temperaturen symbolisch den ersten Spartenstich für Sanierung und Umbau gesetzt.

Benannt ist das Haus nach dem Obstzüchter Friedrich Lindow, der von 1902 bis 1937 der Eigentümer war. Seit kurz nach der Wende stand das Haus leer, nachdem es zuletzt 1985 für die Nutzung als Obstbaumuseum renoviert worden war. Lange war das Gehöft in Privatbesitz, bis es die Stadt Werder 2009 gekauft hat. Den Wert eines Denkmals erhält das Lindowsche Haus dadurch, dass es ein Beispiel für ein Obstbauerngehöft ist, wie es für das 19. Jahrhundert für Werder typisch war, nämlich ein Ensemble aus drei Flügeln, aus Wohnhaus, Stall und Remise. An der offenen vierten Seite soll nun ein Neubau entstehen. Insgesamt werde damit eine Nutzfläche von 475 Quadratmetern entstehen. Barrierefreiheit und modernste energetische Anforderungen werden bei dem Bauprojekt umgesetzt. Die Tourist-Information soll im vorderen Bereich des Lindowschen Hauses unterkommen, dem früheren Wohnhaus. Dort sei auch eine Ausstellung regionaler Produkte geplant. Der Neubau wird an die offene Seite gesetzt und soll gemeinsam mit der Remise den Bürgerservice beherbergen, der sich derzeit noch im Schützenhaus befindet. Den früheren Stall, der Remise und Wohnhaus verbindet, sollen beide Bereiche gemeinsam nutzen. „Ziel ist es, das Gehöft als Ganzes auch für die Nachwelt verständlich zu machen“, erklärte Jorinde Bugenhagen von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Potsdam-Mittelmark beim Pressetermin. Wo es geht, werden Originalteile erhalten, wie beispielsweise gemusterte Fliesen in der Küche, bauzeitliche Fenster, die Räucherkammer im Dachgeschoss oder die Kellergewölbe. Auch ein Schweinetrog aus dem einstigen Stall bleibt erhalten sowie die typische Verkaufshütte an der Straße. „Eine ganze Reihe von Details macht das Projekt spannend“, sagte Projektplaner Norbert Seidel, der auch maßgeblichen Anteil an der Restaurierung der Bismarckhöhe in Werder hatte. Das Dach des Lindowschen Hauses muss wegen des schlechten Zustandes des Holzes abgerissen werden, berichtete die Denkmalpflegerin. Die genaue Bauzeit soll noch durch ein dendrologisches Gutachten der Dachbalken ermittelt werden. „Bislang steht nur fest, dass es vor 1839 gewesen sein muss“, so Bugenhagen.

Auch der Außenbereich wird modernste Anforderungen mit altem werderschem Charme verknüpfen. Abgesehen von Fahrrad- und Autoparkplätzen, einer Next-Bike-Fahrradausleihstation sowie Flächen, die für Elektro-Tankstellen vorgesehen sind, wird das Gelände der Tradition folgend mit Kultur- und Zierbäumen wie Kirsche, Aprikose und Apfel bepflanzt. Somit entsteht ein nahtloser Übergang zu den bereits bestehenden Schuffelgärten und dem aufgerebten Galgenberg. Bereits im ersten Quartal des kommenden Jahres soll das Gesamtprojekt fertig gestellt sein. Dann wird auch das großformatige Triptychon von Wilfried Mix zur Geschichte Werders darin seinen Platz erhalten. Die Gesamtkosten für das Bauprojekt liegen bei 2,5 Millionen Euro, 80 Prozent davon werden von der Städtebauförderung des Landes Brandenburg gefördert. Gut angelegtes Geld, wie nicht nur Bürgermeisterin Saß befand.

BU: Sie vollzogen den symbolischen ersten Spatenstich vor dem Lindowschen Haus: (v.l.n.r.) Walter Kassin, Steffen Lehmann, Manuela Saß, Christian Große, Architekt Norbert Seidel und Jorinde Bugenhagen. (Fotos: Ungerath)