(H. Klix) Werder. Im Dezember haben die Werderaner Stadtverordneten einen appellativen Beschluss zur Regulierung des Wolfsbestandes gefasst http://www.werder-havel.de/content/allris/allris_vorlagen.php. Auch Werderaner Jagdgenossen und Jagdpächter sehen angesichts der Entwicklung in der Region die Notwendigkeit, die Bestände zu regulieren. Über kurz oder lang sei das in einer dicht besiedelten Region im Berliner Ring wahrscheinlich unvermeidbar, wie es beim jüngsten Treffen der Werderaner Jägerschaft mit Bürgermeisterin Manuela Saß hieß. Sowohl zum Schutz der Bevölkerung als auch der Weidehaltung sei es angezeigt, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen, steht im SVV-Beschluss vom Dezember. In dünner besiedelten Regionen sollten derweil Wolfsschutzzonen ausgewiesen werden. Das sehen die Jäger ähnlich, in der Region Werder (Havel) ist Isegrim ihnen zufolge mittlerweile ein Dauergast. Von mehreren Begegnungen war bei dem Treffen die Rede. Die Jäger haben die Tiere inzwischen auch immer wieder auf der Wildkamera.
Die Präsenz hat Auswirkungen auf das Schalenwild: Es habe zahlenmäßig abgenommen und sei scheuer geworden. Es lasse sich seltener sehen, weiche auf Landschaftsränder und Wohngebiete aus oder suche den Schutz von Maisfeldern, wie Jagdpächter Wolfgang Brückner sagte. Wildschweine seien teilweise in Ortslagen gezogen, wo sie Futter in Hausabfällen finden. Besonders der Rehwild-Bestand sei zurückgegangen. Auch wenn kein Grund zur Unruhe bestehe, müsse man die Entwicklungen beobachten. „Auch die Bevölkerung muss informiert sein“, so der Glindower Jagdvorsteher Hermann Bobka. Grob fahrlässig handelten Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner – selbst nachts – unangeleint im Wald laufen lassen. Dies verstoße nicht nur gegen Rechtsvorschriften wie dem Landeswaldgesetz. Sich allein bewegende Hunde könnten von Wölfen auch als Eindringlinge betrachtet werden.
Fast flächendeckend ist der Wolf den Jägern zufolge inzwischen im Werderaner Landschaftstraum unterwegs. Im Bereich Plötzin/Plessow wird seit einem halben Jahr eine Wolfsfamilie aus fünf Jungwölfen mit Eltern von Jagdpächter Heiner Gorgas mit der Wärmebildkamera beobachtet. Nachts würden die Eltern, die Nase nach oben, die Wege entlang traben. Witterten sie Rehe, galoppierten sie hinterher. Im Bliesendorfer Revier sind inzwischen mehrere Wölfe ständig präsent, so Jagdvorsteher Fritz Buckow: zwei im Nordosten und fünf bis sechs im Südwesten. Im Januar wurde auf der Insel Töplitz erstmals ein Wolf gesichtet und seine Spur bis zum Schlänitzsee zurückverfolgt. Anfang Februar wurde vermutlich der gleiche Wolf im Göttiner Busch von einer Wildkamera aufgenommen, wie ein Töplitzer Jagdpächter berichtete. Wahrscheinlich habe das Tier die Eisdecke auf dem Schlänitzsee genutzt, um auf die Insel zu gelangen. Aus Derwitz wurde schon beim vorherigen Jägertreffen von Sichtungen erzählt.
Bei der Versammlung ging es auch um Naturschutzthemen: So begrüßten die Jäger das erfolgreiche Volksbegehren für Artenvielfalt in Bayern. Besonders die Forderung, mehr Blühwiesen anzulegen, ist auch in Werder aktuell ein Thema. Landwirte werden von der hiesigen Jägerschaft jetzt schon bei der Anlage von Blühwiesen auf Brachflächen unterstützt. Jäger in Derwitz organisieren Aktionen, um Müllabladeplätze im Wald zu beräumen. Bürgermeisterin Saß berichtete von den städtischen Aktivitäten zur ökologischen Randstreifenpflege, die ausgeweitet werden sollen. Sie begrüßte, dass sich die hiesigen Jäger im Naturschutz engagieren. Letztendlich sei auch eine flächendeckende Ausbreitung des Wolfes in Brandenburg, wie sie der aktuelle Wolfsmanagementplan vorsehe, naturschutzfachlich nicht sinnvoll.
Hintergrund: In der jüngsten Auswertung des Landesumweltamtes ist von 38 Wolfsrudeln im Land Brandenburg die Rede https://lfu.brandenburg.de/info/wolf . Das nächste Rudel zu Werder liegt demnach in Kloster Lehnin. Als Schwerpunktraum für Verkehrsopfer kristallisierte sich laut Landesumweltamt der Abschnitt vom Autobahnkreuz Potsdam bis zur Abfahrt Ferch auf der A 10 heraus, in dem bisher sieben Tiere überfahren wurden. In Werder sind Wölfe nach Beobachtung der Jäger erstmals vor drei Jahren in der Bliesendorfer Heide von Wildkameras dokumentiert worden. Damals soll es sich um streunende Jungwölfe des Lehniner Rudels gehandelt haben.
Foto: Aufnahme des in Töplitz gesichteten Wolfs. (Foto: Stadt Werder)