(red) Werder. Im Werderaner Flüchtlingswohnheim in der Schubertstraße sind jetzt alle 183 Plätze besetzt. In den Winterferien seien laut Kreisverwaltung die letzten 32 Bewohner eingezogen, die aus Tschetschenien und der Türkei stammen. Insgesamt wohnen nun 40 Familien in der Unterkunft auf der Jugendhöhe, die somit voll belegt ist. Der Landkreis erklärte weiterhin, dass es nicht möglich sei, eine parallele Vermietung von freiem Wohnraum zu realisieren, was sie vor einigen Monaten noch in Aussicht gestellt hatten. Für alle schulpflichtigen Kinder seien Plätze gefunden worden. Einige von ihnen müssen jedoch in benachbarten Kommunen wie Brück zur Schule gehen. Die Kinder im Kita-Alter werden in der Unterkunft in Gruppen betreut. Nicht realisiert werden könne jedoch der Plan der Verwaltung, in dem Haus auch Sozialwohnungen zu vermieten. Ursprünglich war vorgeschlagen worden, eine Etage des Hauses so zu nutzen. Dafür hätte laut Verwaltung jedoch die Baugenehmigung geändert werden müssen, während der langwierigen Änderung hätte das Haus leer bleiben müssen und außerdem wären teure Umbauten nötig gewesen. Zudem hätten normale Wohnungen dem von Kreis, Stadt und Polizei gemeinsam besprochenen Sicherheitskonzept widersprochen.
Diese Aussagen sorgten jetzt für scharfe Kritik der CDU-Fraktionen des Kreises und der Stadt Werder (Havel). Der Wohnungsmarkt sei total angespannt und die Integration leide ebenfalls darunter. „Trotz gegenteiliger Versprechungen konnte der Landrat Wolfgang Blasig erneut sein Wort nicht halten und die zugesagten Sozialwohnungen zur Verfügung stellen“, sagte die Kreischefin Saskia Ludwig. „Mit fadenscheinigen Begründungen und völlig unnötig bricht der Landrat seine auf der Bürgerversammlung auf der Bismarckhöhe und in den letzten beiden Koalitionsrunden gemachten Zusagen. Dies führt dazu, dass die Anwohner das Vertrauen in die von Politikern gemachten Aussagen verlieren. Der Landrat ist in der Pflicht seine Zusagen einzuhalten, denn die Werderaner sind auf den dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum angewiesen“, so Ludwig weiter.
Nachteile hätten auch die Neuankömmlinge, betonte Hermann Bobka, Vorsitzender der Stadtfraktion. „Gerade die jungen Familien brauchen eine intakte Infrastruktur vor Ort, um sich in Werder (Havel) zu integrieren und Kontakte zu den Einheimischen aufbauen zu können. Hier versagt der Landkreis völlig“, sagte Bobka. Die Kinder würden auch in ihrer Freizeit Kontakt zu einheimischen Gleichaltrigen brauchen, was nicht funktioniere, wenn ihre Freunde in Brück leben, wo sie zur Schule gehen. Zudem halte der Landrat sich nicht an die Zusage, einen Spielplatz auf dem Gelände bauen zu lassen und für die Betreuung der unter 6-Jährigen vor Ort zu sorgen.
Foto: Inzwischen ist die Flüchtlingsunterkunft auf der Jugendhöhe voll. (Foto: Ungerath)